Wahlkreis Oberaargau

Initiative „Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide“

23.04.2021

Gespräch mit Therese und Albert Schmid und Daniela und Rolf Rohrbach mit eigenen Bauernbetrieben in Aarwangen.

Die beiden Ehepaare sind sich einig, sie wollen ihren Nachfahren gesunde Böden und Gewässer weitergeben. Es liegt den Bauernfamilien viel daran gesunde Nahrungsmittel zu produzieren. Die Schweizer Landwirte schaffen heute schon viel Platz für Biodiversität und den Erhalt von Insekten und Artenvielfalt. Beide betonen, dass eine Annahme der Initiative zahlreiche negative Folgen für die Schweizer Landwirtschaft beinhalten würde. Sie finden es nicht fair, dass immer nur die Bauern und die Landwirtschaft die Schuld an der Verschmutzung unserer Böden und des Wassers tragen müssen. Die Landwirtschaft mache ihre Hausaufgaben. Es könne nicht sein, dass die Landwirtschaft mit 0,9 t Pestizidwerte im Wasser als Sündenbock herhalten müsse. Es gelangen 64,8 t Industrie- und Haushaltschemikalien, 19.8 t künstliche Süssstoffe, 16.9 t Arzneimittel ebenfalls in die Gewässer!

Bis heute gibt es für keinen anderen Wirtschaftssektor Umweltziele. Bereits seit den Neunziger-Jahren produzieren die beiden Bauernfamilien als IP-SUISSE-Produzenten (Label Marienkäfer) tiergerecht, umweltfreundlich und in respektvollem Umgang mit den Menschen geschmackvolle Lebensmittel von höchster Qualität, die für jeden erschwinglich sind. Bereits damals hat man von Biodiversität gesprochen und Handlungsbedarf erkannt. Die strengen Qualitätsrichtlinien müssen eingehalten werden. Der Bundesrat hat im Jahr 2017 den Aktionsplan von Pflanzenschutzmitteln verabschiedet. Die Risiken sollen halbiert und Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz gefördert werden. Der Aktionsplan beinhaltet 51 Massnahmen! Die Massnahmen werden laufend erweitert und den Bedürfnissen angepasst. Aber dass jedermann sein Abfluss mit hochgiftigen Chemikalien reinigen kann, Weichspüler benützt, die Haare färbt oder ans Ende der Welt fliegt (ausser in Zeiten von Corona), dass zählt nicht!

Das viele Salz, das im Winter auf die Strasse gestreut wird, oder der Golfplatz, der im Herbst gegen Regenwürmer gespritzt wird! Regenwürmer, deren rege Tätigkeit zu einer besseren Durchlüftung des Bodens führt. Anmerkung der Schreiberin: da sind wir alle in der Pflicht! Immer wieder hört man, dass Trinkwasserfassungen Probleme haben, weil der Grenzwert der Abbauprodukte des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil überschritten ist, Was dabei oft nicht erwähnt wird: Die Qualität unseres Trinkwassers hat sich nicht verschlechtert. Es ist immer noch das gleiche Wasser, das wir seit über 30 Jahren trinken. Bisher galt dieses Mittel, das gegen verschiedene Pilzkrankheiten zum Einsatz kam, als bedenkenlos. Neu kann die europäische Gesundheitsbehörde mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit nicht ausschliessen. Deshalb ist Chlorothalonil in der Schweiz seit Ende 2019 verboten. Ebenfalls in der Europäischen Union!

Die internationale Agentur für Krebsforschung stuft Chlorothalonil in die Kategorie 2 ein. Auch rotes Fleisch, heisse Getränke über 65 Grad Celsius oder Schichtarbeit sind in dieser Kategorie.  Gemäss dem Berner Kantonschemiker müsste z.B. eine 70 kg schwere Person lebenslang täglich 10’500 Liter Wasser trinken, um auf eine bedenkliche Dosis zu kommen. Man findet im Trinkwasser viele andere «menschliche» Rückstände wie Medikamente oder Hormone. Nur sucht man diese aktuell nicht und Grenzwerte gibt es keine dafür. Wenn wir im Ausland in den Ferien sind, respektieren wir, dass das Trinkwasser dort nicht geniessbar ist! Das ist halt in diesen Ländern so!

Die beiden Bauernfamilien betonen, dass bei Annahme der Initiativen kleinere Familienbetriebe verschwinden würden, dafür grössere Betriebe grösser werden. Landwirte, die nicht unbedingt auf die Direktzahlungen angewiesen sind, verzichten dann lieber auf diese und haben dann keine Einschränkungen und Auflagen mehr was Pflanzenschutzmittel anbelangt. Dann würden die Biodiversitätsförderflächen zurückgehen, da die Betriebe nicht mehr an den ökologischen Leistungsausweis gebunden wären. Dies wäre ein grosser Rückschritt!

Auch wären die Biobetriebe betroffen, denn gemäss offizieller Definition zählen alle Pflanzenschutzmittel und Biozide zu den Pestiziden, egal ob sie natürlichen oder synthetischen Ursprungs sind. Somit könnten die dort zugelassenen natürlichen Mittel nicht mehr eingesetzt werden. Also kein Bio mehr!

Gemäss Albert Schmid und Rolf Rohrbach würden Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben und Beeren aus der Schweiz von unserem Speiseplan verschwinden! Diese müssten mit hohen Co2 Emissionen importiert werden, wohl gemerkt, im Ausland sind die ökologischen Vorgaben tiefer!

Wollen wir das? Ist es sinnvoll, dass wir Importprodukte essen, Böden und Gewässer im Ausland verschmutzen und den Menschen in ihren Ländern das Essen wegnehmen? Wir haben es gut in der Schweiz! Was will man denn essen, wenn man der Schweizer Landwirtschaft nicht vertraut?

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Therese und Albert Schmid, Daniela und Rolf Rohrbach! Wir wünschen euch alles Gute!

Unsere Bauern geben jeden Tag ihr Bestes und arbeiten sieben Tage in der Woche, damit wir den Kühlschrank aufmachen können und schmackhafte Lebensmittel haben! Lassen wir die Landwirtschaft nicht im Stich! Wir sind alle für die Verschmutzungen verantwortlich!

Gabriela Seiler, Aarwangen

Mitglied werden